Der SSC-Final 2024, zum letzten Mal nach dem alten Modus gespielt, hätte um ein Haar mit einer Überraschung geendet. Aber alles schön der Reihe nach...
Zum wiederholten Mal sprang Bern als Ersatz-Turnierort ein, da am ursprünglich geplanten Ort ein Finalturnier nicht möglich war. Die Stimmung unter den Spielern war super. War man nicht am Tisch, unterhielt man sich gemütlich über dies und das, verfolgte die Abfahrt am Lauberhorn mit Schweizer Doppelsieg, oder beobachtete gespannt, wer denn nun der nächste Gegner sein würde.
Ab Mittag gab es ein ganz feines Apéro-Buffet, welches das Team vom Bentelis ansprechend vorbereitet hatte. So erhielt jeder Spieler neben einem schön gravierten Whiskyglas auch noch etwas Essbares aus dem Preisgeldtopf zurück.
Aber nun zur Hauptsache, dem Finalturnier. 145 Spieler hatten an insgesamt 82 SSC-Turnieren ein Total von 948 Teilnahmen aufsummiert. Pro Turnier waren also durchschnittlich 12 Spieler am Start. Dadurch hatte sich ein ganz beachtlicher Preisgeldtopf von 4850.-- angesammelt. Am Finalturnier wurde zum einen um Titel und Tagespreisgeld gekämpft, zum anderen waren viele der Spieler in den vorderen Rängen der Gesamtrangliste nahe beeinander, so dass man dem einen oder anderen Konkurrenten mit gutem Spiel durchaus noch ein paar Franken abluchsen konnte.
Das gesamte Tableau wurde im KO-Modus gespielt, wobei immer jeweils 8 Spieler in einer Runde gesetzt waren. Die besten 8 Spieler waren also für den Achtelfinal (WR2) gesetzt, die nächsten 8 Spieler der Gesamtrangliste eine Runde vorher (WR1), die nächsten Spieler noch eine Runde vorher (BR). Und gegen sie wurden dann die letzten Qualifikanten gemäss Rangliste eingeteilt.
Die Rangliste, und somit die Einteilung hat zum einem mit der Stärke der einzelnen Spieler zu tun, aber auch nicht wenig damit, wie oft sie mitgespielt und Punkte gesammelt hatten.
Marco Tapogna profitierte von einem Freilos, bezwang dann Martinesz Hresak, nur um dann gleich auf den grossen Favoriten Alain Vergère zu treffen. Und im ersten Frame fehlte nur ganz wenig. Marco erzielte ein 35er Break, verlor dann aber ganz knapp mit 35:39. Er kämpfte weiter, musste aber letztendlich doch das 0:3 hinnehmen.
Der neue Junioren-Schweizermeister Ali Sina Nijati bezwang Nicola Canetto und Erich Salzmann jeweils mit 3:0. Auf mehr Widerstand stiess er in der dritten Runde. Zwar legte er dank zwei Breaks schon mal mit 2:0 vor, doch André Badertscher schaffte den Ausgleich. Der Decider ging dann aber deutlich zugunsten des Junioren aus. Als Lohn für den Erfolg durfte sich Ali Sina im Viertelfinal mit Alain duellieren. Während den ersten drei Frames dominierte der Favorit und erzielte im dritten Umgang mit einer total Clearance von 72 Punkten auch das Tageshöchstbreak. Erst im vierten Frame konnte der Junior zeigen, dass er auch etwas drauf hatte, und wenigstens den Whitewash verhindern. Alain machte dann aber im fünften Frame den Deckel drauf und zog sicher in den Halbfinal ein.
Der zweite Junior, Aizaz Mumtaz, zog dank zwei 3:0 Erfolgen über Johnny Maldonado und Thierry Kohler in die dritte Runde ein. Gegen Billy Piller legte er zweimal vor, doch der glich beide Male wieder aus. Den Decider verlor der Junior äusserst knapp.
Im Viertelfinal musste Billy gegen Paul-Alain Wenger antreten, der seinen Platz als Gesetzter aus den Top 8 verteidigt hatte, so dass kein Gegner von hinten vorbeiziehen konnte. In einem zermürbenden Kampf, in welchem beide Spieler nicht überzeugten, behielt Paul-Alain mit 4:2 das bessere Ende für sich.
In der unteren Tableauhälfte profitierte Pascal Ulrich von einem W.O., gewann gegen Sauro Liciardello und musste sich dann mit dem Vorjahresfinalisten Markus von Niederhäusern duellieren. In einem umkämpften, engen Spiel setzte sich der Favorit Markus mit 3:1 durch.
Derweil hatte sich Davide Verelli auch in die dritte Runde vorgekämpft. Der dort gesetzte Gabriel Kalina stoppte ihn jedoch auf seinem Vormarsch.
Kevin Wegmann musste gleich eine Reihe starker und unangenehmer Gegner aus dem Weg räumen. Zuerst duellierte er sich mit Defensivkünstler Konstantin Dushkin, anschliessend mit Sener Karakurum, und danach mit dem als heimlicher Titelanwärter gehandelten Toraman Kocamaz. Er meisterte jede Aufgabe, und bezwang dann im Viertelfinal auch noch Gabriel Kalina.
Mit einem Sieg gegen Klubkollege Rolli Stuber startete Junya Ogasawara seinen Tag, und hoffte, so wie andere Spieler das Feld von hinten aufzurollen. Mit Matthias Prisi stand ihm in der nächsten Runde schon ein deutlich stärkerer Gegner gegenüber. Die beiden Kontrahenten schenkten sich nichts. Der Decider ging mit äusserst knappem Resultat an Matthias Prisi. Der musste nun seinerseits gegen einen Klubkollegen spielen. Michael Batt holte sich den ersten Frame, aber die nächsten drei Umgänge, und somit auch der Sieg gingen an Matthias.
Der Viertelfinal zwischen Matthias und Markus entpuppte sich als Publikumsmagnet. Weil die meisten anderen Partien schon fertig waren, versammelten sich die Leute bei Tisch 5 hinter der Glasscheibe. Mit vielen Ahhhs und Ohhhs, aber auch mit vielen lustigen Kommentaren und den markigen englischen Nachahmer-Sprüchen (in Anlehnung an die britischen Snooker-Kommentatoren) von Marco Tapogna wurde der Match begleitet. Die beiden Spieler hörten das ja nicht, machten aber insofern mit, als dass sie das Drama bis zum Äussersten trieben. Anstatt dass Matthias schon zum 4:0 oder doch 4:1 den Sack zugemacht hätte, liess er Markus immer wieder entschlüpfen. Erst im Decider gelang es ihm doch noch, den Halbfinaleinzug sicherzustellen.
Somit standen die beiden Halbfinals. Paul-Alain durfte sich gegen Alain versuchen. Doch mehr als ein Versuchen war es nicht. Alain war in Spiellaune, erzielte Breaks von 28, 37 und 66, und liess ihm nicht den Hauch einer Chance.
Nach seinem Erfolg über Markus von Niederhäusern rechnete sich Matthias Prisi durchaus Chancen aus gegen Kevin Wegmann. Und prompt gewann er den ersten Frame. Von da weg spielte Kevin aber deutlich stärker, erzielte Breaks von 25 und 37, und zog mit 4:1 in den Final ein.
Der Final des Finalturniers wurde somit tatsächlich von den beiden Favoriten aus der Liga A bestritten, wobei der Eine dieses Ziel von vorne erreicht hatte, während sich der Andere von ganz hinten durchgekämpft hatte.
Ein letztes Mal sammelten sich alle Zuschauer bei diesem einen Tisch, und fieberten gespannt mit. Und die beiden Kontrahenten lieferten. Zuerst war es Kevin, der in Führung ging. Alain zeigte überraschend Schwächen, die sein Gegner ausnutzte und auf 2:0 erhöhte. Im dritten Frame punktete Alain zwar schon etwas mehr, aber erneut war es Kevin, der den Frame für sich holte. Nur noch ein Framegewinn trennte ihn vom Titelgewinn, während der vierfache Seriensieger mit dem Rücken zur Wand stand.
Auch in Frame 4 hatte Kevin die erste gute Chance. Nach einigen gut gelochten Bällen sollte ein starker Zugball auf Grün die nötige Position auf die nächste Rote bringen. Die Position gelang perfekt, doch die Tasche weigerte sich, die druckvoll gespielte grüne Kugel zu schlucken. Alain nutzte die Situation, erzielte ein 20-er Break und holte sich seinen ersten Frame. Mit diesem Erfolg schien die Schwächephase wie weggeblasen. Alain holte auch Frames 5 und 6 zum Ausgleich.
Im Decider hatte Kevin Chancen, doch der mentale Druck war wohl etwas zu gross. Nach einem 34er Break bis und mit Blau von Alain, brauchte Kevin einen Snooker. Er versuchte es zwar noch, aber ohne Erfolg. Nachdem auch Pink in einer Tasche verschwand, blieb ihm nur noch die Gratulation an Alain zum fünften SSC-Sieg in Serie.
Herzliche Gratulation allen Spielern zu ihren Erfolgen! Besondere Gratulation an Kevin, den Runner-Up, und natürlich an Alain, der auch am Finalturnier einmal mehr seine Fähigkeiten unter Beweis stellte!
Ganz herzlichen Dank an das Team vom Bentelis für den Einsatz am SSC-Final. Danke auch an Mike Wapf, der als Schiedsrichter dazu beitrug, dass sich die Spieler während Halbfinal und Final ganz auf ihr Spiel konzentrieren konnten.
Vielen Dank aber auch sämtlichen Spielern, die bei der Serie mitgespielt haben. Die meisten von euch konnten nun etwas Turniererfahrung sammeln und ihr solltet es euch ernsthaft überlegen, den nächsten Schritt zu wagen, und die Lizenz für die Liga B zu lösen. Beim Spiel mit 15 Roten, in Gruppen bis zu 6 Spielern, könnt ihr weitere Fortschritte machen. Falls ihr mehr Infos braucht oder nicht wisst, wie man die Lizenz löst, wendet euch an euren Club-Leiter.
Hier noch ein paar Zahlen für Statistik-Liebhaber.
Die meisten Spieler vorne in der Gesamtrangliste schafften es, ihre Plätze zu verteidigen, aber zum Teil auch nur deshalb, weil ihre Herausforderer im entscheidenden Spiel verloren und ausschieden. Dank seinem Einzug in den Halbfinal konnte Matthias noch Erich überholen. Und weil Dirk Siegenthaler nicht antrat, zog Toraman an ihm vorbei. David Martinet schaffte es, Philipp Dürig noch vom 12. und letzten Preisgeldrang zu verdrängen.
Top 12 der Gesamtrangliste, mit Punkten vor, am und nach dem Finalturnier:
Vergère Alain |
1864 |
300 |
2164 |
von Niederhäusern Markus |
1596 |
138 |
1734 |
Kocamaz Toraman |
1561 |
96 |
1657 |
Siegenthaler Dirk |
1594 |
0 |
1594 |
Wenger Paul-Alain |
1239 |
192 |
1431 |
Piller Billy |
1230 |
138 |
1368 |
Kalina Gabriel |
1158 |
138 |
1296 |
Batt Michael |
1095 |
96 |
1191 |
Badertscher André |
1075 |
96 |
1171 |
Prisi Matthias |
960 |
192 |
1152 |
Salzmann Erich |
1049 |
65 |
1114 |
Martinet David |
927 |
96 |
1023 |
Höchstbreaks des Jahres: Alain Vergère: 75, Markus von Niederhäusern und Billy Piller: beide 57
Höchstbreaks Finalturnier: Alain Vergère: 72, Kevin Wegmann und Matthias Prisi: beide 37
Nun sind wir sehr gespannt, wie sich der neue SSC-Modus mit Regional-Ranglisten und Handicap, sowie zweistufigem Finalturnier auswirken wird. Werden trotzdem wieder mehrheitlich die gleichen Spieler Pokale und Preisgeld abholen? Oder gibt es eine neue Durchmischung?
Insbesondere das Spiel mit Handicap hat das Potential, das Niveau eines jeden Spielers zu verbessern. Starke Spieler können Siege nicht einfach als selbstverständlich ansehen, sondern müssen sich mehr anstrengen. Schwächere Spieler sind zusätzlich motiviert, weil sie die Chance wittern, den einen oder anderen Gegner zu bezwingen, gegen den sie bislang nicht reüssieren konnten.
Und natürlich erhöht fleissiges Mitspielen wie bisher die Chancen, ganz vorne mitzumischen.
Wir wünschen allen eine spannende Saison.
PS: Für hilfreiche und konstruktive Kritik, die uns hilft, Dinge zu verbessern, sind wir jederzeit offen.
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