Nach insgesamt 6 Qualifikationsturnieren durften die 4 besten Spieler zur Schweizermeisterschafts-Endrunde antreten. Mit 6 Siegen aus 6 Teilnahmen war Aizaz Mumtaz der Favorit. Wobei die Turniersiege oft nicht klar und eindeutig waren, und manchmal auch das nötige Quäntchen Glück noch dazugehörte. Ali Sina Nijati, der oft denkbar knapp auf dem zweiten Platz landete, hoffte natürlich, diesmal eben dieses Quäntchen auf seiner Seite zu haben. Vor einem Jahr noch hatte er im Halbfinal gegen Aizaz eine 2:0 Führung verspielt und mit 2:3 verloren. Diesmal wollte er es unbedingt besser machen. Doch der Reihe nach.
Im einen Halbfinal spielte Muxhahid Jusaj gegen Ali Sina Nijati. Aufgrund privater Umstände hatte Muxi zuletzt kaum mehr Gelegenheit zu trainieren, während sich sein Gegner gut vorbereitet hatte. Gleich zweimal hatte es Muxi während der Qualifikation geschafft, den klar stärker einzustufenden Gegner zu bezwingen. Diesmal war das mangelnde Training aber gut erkennbar. Er lochte zwar immer wieder ein paar schöne Bälle, aber insgesamt konnte er Ali Sina nicht wirklich die Stirn bieten. Es resultierte ein klares 3:0 für den Favoriten.
Im zweiten Halbfinal fordete der mittlerweile 10-jährige Debütant Louis Marti den Saisondominator Aizaz Mumtaz heraus. Wie man erwarten konnte, war der Erfahrungs- und Altersunterschied (inkl. der damit verbundenen Körpergrösse) etwas zu gross. Louis liess zwar immer wieder das unleugbare Talent für das filigrane Snookerspiel durchschimmern. Der Kenner sieht unweigerlich sein Potential. Aber für dieses Jahr reichte das noch nicht. Aizaz spielte zwar nicht sonderlich überzeugend (obwohl er sich bereits im Liga-B-Halbfinal hatte warmspielen können), aber es reichte trotzdem recht locker für einen 3:0 Erfolg.
Somit stand der erwartete Final zwischen Aizaz und Ali Sina.
Der erste Frame war eher zerfahren, ohne nennenswerte Breaks, und endete erst auf Pink zugunsten von Ali Sina. Auch der zweite Frame bot kein grosses Spektakel. Wohl aufgrund der Wichtigkeit des Matches verschossen beide Spieler des öfteren. Ali Sina punktete aber mehr, und irgendwann spürte man bei dem sonst so geduldigen und gelassenen Aizaz eine gewisse Frustration.
Aufgeben war aber keine Option, schliesslich hatte er bereits vor einem Jahr einen 0:2 Rückstand gedreht. Doch der Wurm blieb drin. Aizaz konnte sein Potential nicht abrufen, während Ali Sina sich bemühte, seine Nervosität im Zaum zu halten. Bereits deutlich in Führung liegend, gelang es ihm, hinter der fast an der Kopfband liegenden Braunen einen deftigen Snooker zu legen. Erst nach mehreren, zunehmend frustriert ausgeführten Stössen gelang es Aizaz, sich aus der misslichen Lage zu befreien. Nachdem Ali Sina die letzte Rote plus Pink gelocht hatte, benötigte Aizaz beim Stand von 26:61 bereits zwei Snooker um noch auszugleichen. Die Aufholjagd begann, als Ali Sina unnötigerweise der Spielball fiel. Aizaz nutzte die Chance um einen Snooker zu legen. Der erste Versuch von Ali Sina, Gelb zu treffen misslang, Weiss lief einmal um den Tisch herum und blieb fast am gleichen Ort liegen wie vorher. Logischerweise liess Aizaz den "Übeltäter" gleich selber weiterspielen. Mit sehr ähnlichem Ergebnis, aber diesmal war es ein "Miss". Danach verfehlte Ali Sina die Gelbe auf der anderen Seite. Und dann gleich nochmals dasselbe. Der nächste Versuch ging noch deutlicher daneben, erwischte den "Bump" der Mitteltasche und lief zurück gegen Gelb, so dass ein Penalty liegen blieb. Ein Total von 24 Strafpunkten hatte Aizaz auf 50 zu 61 herangebracht. Er liess sich jedoch nicht ködern, sondern nahm erneut das "Miss". Diesmal allerdings traf Ali Sina und es wäre beinahe ein Gegensnooker daraus geworden, so dass Aizaz seinen Entscheid wohl bereute. Einige Stösse später liess er die Gelbe lochbar liegen, und Ali Sina versenkte sie und auch noch Grün. Braun, notabene der Matchball, blieb jedoch auf dem Tisch. Die Safety von Aizaz geriet zu kurz, und Braun blieb vor der Ecktasche liegen. Ali Sina liess sich nicht zweimal bitten. Ein kurzer Kampf um Snooker und Blau, und dann war es geschehen. Ali Sina holt sich den Jugend Schweizermeistertitel 2024 mit 3:0.
Damit ging eine interessante Saison mit insgesamt 13 Junioren, welche wenigstens 1x an einem Turnier teilgenommen hatten, zu Ende.
Wir hoffen natürlich auf einige neue Gesichter im 2025. Aizaz hat seine letzte Saison bei den Junioren gespielt, Peer ist in's Ausland weggezogen, Louis und Flynn wollen sich für's Erste auf Pool konzentrieren, was bedeutet, dass es Raum und Chancen gibt für die übrigen Spieler, oder eben für ein paar Neue.
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