Auch wenn das Tableau nicht voll besetzt war, so gab es doch jede Menge Spass und Spannung am Sommer-Shoot-Out in Vetroz. Für Spektakel sorgte vor allem ein Rückkehrer, für die spielerischen Highlights war vor allem der Favorit zuständig.
Von 24 Plätzen waren nur deren 15 besetzt. Daher wurde in drei Fünfergruppen gespielt. Und die angereisten Spieler kamen nicht nur in den Genuss von 4 Vorrunden-Matches, sonderen qualfizierten sich auch alle für die KO-Phase. Die Vorrunde war also vor allem viel Spass und Tischzeit für jeden, entschied aber natürlich auch die Setzliste für den Achtelfinal. Nachfolgend ein paar Highlights. Über alle Matches zu berichten würde zu weit führen. Die Videos kann man auch weiterhin ansehen.
In der Morgen-Gruppe traten zwei Väter mit ihren Söhnen an. Neben Erich und Dan Salzmann waren auch Patrick Crittin und sein Sohn Dimitri dabei, wobei letzterer erstmals beim Snooker mitspielte und noch kaum Erfahrung hatte. Ebenfalls dabei war Neuling Daniel Schärz, ein Kollege von Dan.
Das erste Highlight kam schon in Spiel 2. Patrick und Daniel waren wohl beide noch nicht wach, lochten kaum was, und so stand es Sekunden vor Schluss 10:3 für Patrick. Dann schaffte Daniel eine schwierige Rote, blieb aber hängen und hatte keine gute Stellung auf eine Farbe. Mit dem Mut der Verzweiflung wagte er ein Double auf Schwarz in die Mitte - und traf! Für Patrick blieb keine Zeit mehr. Sieg für den Debütanten.
Das nächste Spektakel bot Dan, ebenfalls gegen Patrick. Anfänglich war Patrick in Führung gegangen, doch dann konterte Dan mit einer 26, nicht ohne dabei einen für ihn typischen Fluke einzubauen. Kurz darauf produzierte Dan ein unnötiges "Baller-Foul", worauf Patrick 13 Punkte erzielte und mit 41:35 in Führung ging. Dan lochte nachher die letzte Rote, verschoss Pink für die Führung, hinterliess aber einen Snooker auf Gelb. Patrick verschoss. Dan hat Ball-in-Hand und brauchte nur noch Gelb für die Führung. Im letzten Moment entschied er sich um, legte Weiss auf die andere Seite von Gelb, lochte sie blitzschnell über den ganzen Tisch in die Grüne Tasche, und hatte erst noch Position auf Grün. Schnell lochte er auch diese noch. Mit nur einer Sekunde auf der Uhr ballerte er auch noch auf Braun - und versenkte Weiss zum ungewollten Ausgleich. Das Publikum lachte sich krumm und kam in den Genuss eines Blue-Ball-Shootouts. Dan versenkte im dritten Anlauf und holte sich den Sieg doch noch.
Im Spiel um den Gruppensieg hatte Erich kurz vor Schluss die Nase vorn, verschoss aber einen "Penalty" auf Schwarz. Es kam wie es kommen musste. Eine misslungene Safety von Erich, dann eine gelochte Rote von Dan, und eine Sekunde vor Schluss auch noch Gelb zum 24:23 Sieg.
Video der 10-Uhr-Gruppe
In der Mittagsgruppe gibt es in der Partie zwischen Thierry und Nathalie für das Publikum einiges zu johlen, fallen doch gleich mehrfach ziemlich spektakuläre Flukes.
Die Spannung steigt, als Nathalie gegen Alain bei Halbzeit mit 24:7 führt. Ein weiterer Lochversuch auf Blau misslingt und die Weisse verschwindet unter vielen "Oohs" und "Uuhs" in der Mitteltasche. Es folgt das Unvermeidliche. Keine Minute später liegt Alain schon klar in Führung.
Wer gewinnen will, bevorzugt natürlich ein ruhiges Frame mit wenig Spektakel. Aber beim Zeitdruck im Shoot-Out kommt es fast unvermeidlich zu Fehlern und Flukes. Thierry verhilft Daniel Vergère mit einigen Fouls zu einem eher unerwarteten Sieg.
Oliver will gegen Thierry nichts gelingen. Obwohl letzterer auch nicht allzu viel trifft, lässt er für den Gegner kaum je viel Brauchbares liegen. Bei der kurzen Spielzeit ist das fatal.
In der Begegnung zwischen Nathalie und Daniel Vergère sind bei Halbzeit erst 5 Rote gelocht. Mit Schwarz und Pink an der Seite lässt sich wenig Gescheites produzieren. Ein unnötiges Foul von Daniel, eine Schwarze von Nathalie, und nach einigen weiteren erfolglosen Versuchen steht der Super-Score von 18:8 fest.
Video der 13-Uhr-Gruppe
Mal abgesehen von Favorit Alain hat die 16-Uhr-Gruppe am meisten spielerische Qualitäten aufzuweisen. Bereits im ersten Match zwischen Martin und Fabrice ist aber rasch für alle sichtbar, dass Letzterer mit starken Rückenbeschwerden kämpft und sein Potenial nicht abrufen kann. Martin, nicht gerade bekannt für Speed-Snooker, lässt trotz zwei Fouls nicht viel anbrennen. Sein Gegner retourniert die Foulpunkte, und ein 29-er Break ist vorentscheidend. Fabrice locht zwar noch drei schöne Bälle, aber beim dritten Ball fällt ausser Rot auch noch Schwarz und das ist das definitive Ende.
Paulo Martins liegt gegen Pascal Ulrich bald deutlich zurück. Es entsteht ein Gedränge von Roten und Schwarz vor einer Ecktasche. Auch nach einem Foul von Paulo sieht Pascal natürlich keine Ursache, dieses Problem zu lösen. Einige Stösse später wird zwar eine der Roten unabsichtlich in den Abgrund befördert, aber Paulo kann dieses Missgeschick auch nicht ausnutzen. Klarer Sieg für Pascal.
Gegen Martin spielt Paulo deutlich besser als vorher, locht einige schöne Bälle. Martin holt zwar immer wieder auf, verschiesst aber auch mehrmals. Das eine oder andere Mal steht Fortuna auf Paulos Seite, als dieser nach einem verfehlten Versuch nichts Brauchbares liegen lässt. Knapp, aber nicht unverdient gewinnt Paulo.
Fabrice macht gegen David einen klassischen Shoot-Out-Fehler mit einem hinter Grün gedröselten Snooker. Keine Kugel berührt eine Bande, folglich Foul und Ball-in-Hand. Was macht sein Gegner? Er verschiesst bereits den Einsteiger! Wenig später rutscht David beim Stoss mit dem Queue ab der Bockhand, hat aber Glück dass er Weiss ganz verfehlt. Unter viel Gelächter des Publikums schafft er doch noch einen korrekten Stoss. Und nach einem weiteren, spektakulären Foul kommt Fabrice wieder heran. Leider liegt dann Gelb an der Bande und bremst ihn aus. David kann trotz allem mit Gelb und Grün den Deckel draufmachen.
Gleich zwei spektakuläre Flukes bringen Pascal die Führung. David hat Pech als ihm eine mit Volldampf in die Mitte gelochte Blaue wieder auf den Tisch zurückspringt. Den Ball-in-Hand nach einem Foul von Pascal kann er auch nicht mehr ausnutzen, die letzte Rote der Bande entlang erweist sich als zu schwierig.
Pascal kann dank einer 21 vorlegen. Ganz kurz vor Schluss verschiesst Fabrice Matchball Pink. Sieg Pascal.
Ein schönes 40-er Break von Martin entscheidet die Partie gegen Pascal. Fabrice gewinnt denkbar knapp gegen Paulo.
David hätte Chancen gegen Martin, aber sogar ein spektakulärer Plant und ein Fluke reichen nicht mehr aus vor Ablauf der Zeit.
Video der 16-Uhr Gruppe
Der Spass ist vorbei, und es beginnt der mit Spass kombinierte Ernst. Das Finaltableau wird aufgrund der Gruppenränge gesetzt. Alle Spieler können nochmals antreten. Alain beginnt mit einem Freilos. Dan kann als Nummer 2 gesetzt nochmals gegen Dimitri antreten. Der Neuling bezahlt noch ordentlich Lehrgeld, während der Rückkehrer eine einfache Aufgabe hat. Sein Gegner im Viertelfinal ist Paulo, der Patrick besiegt.
Oliver bezwingt David mit 17:15. Sein Viertelfinalgegner Martin hatte gegen Thierry mit 51:8 deutlich mehr Marge.
Erich will nicht sonderlich viel gelingen, während Fabrice wohl vergessen hat, dass ihn der Rücken zwickt. Und Pascal bekundet deutlich mehr Mühe als erwartet gegen Daniel Vergère. Wegen mehrerer Fouls gerät er in Rückstand und erst kurz vor Schluss kann er noch die nötigen Punkte erzielen.
Einen lustigen Moment gibt es in der Partie zwischen Nathalie und Daniel Schärz. Beim Spiel mit dem Hilfsqueue entgleitet Daniel sein Queue und das Publikum macht lachend Anspielungen auf Darts ("180"). Naja, immerhin ist dem Tuch bei dem "Speerwurf" nichts passiert. Nathalie gewinnt und hat als Folge das Vergnügen, nochmals ihr Glück gegen Alain zu versuchen.
Viertelfinals:
Zwar ohne Break, aber mit einem Gesamtscore von 103:9 dominiert Alain den Match nach Belieben.
Pascal liegt mit 27:1 in Führung, als Fabrice zur Aufholjagd ansetzt. Ein 25-er Break reicht aber leider nicht ganz. Pascal kann nochmals ein paar Punkte drauflegen und dann ist auch schon die Zeit abgelaufen.
Martin Ruddy bekräftigt seine Ambitionen, Alain herauszufordern. Gegen Oliver erzielt er ein schönes, vorentscheidendes 38-er Break. Mehr als ein paar Rote wollen diesem nicht mehr gelingen, und nur die Farben bringen die nötigen Punkte.
Die Partie Dan gegen Paulo ist lange ziemlich zerfahren. Nur dank einigermassen guten Safeties kann Dan seinen Gegner auf Armlänge halten. Kurz vor Schluss riskiert er ein spektakuläres Cross-Double auf die Gelbe Tasche, locht, und macht dann auch noch Blau. Als er mit dem Hilfsqueue neben der Blauen zum Stoss auf eine weitere Rote ansetzt, sieht er ganz verdutzt, wie sich plötzlich Blau bewegt. Es stellt sich aber heraus, dass es kein Foul war, sondern dass die eben erst aufgesetzte Blaue in die kleine Vertiefung des Spots gerollt war. Ganz erleichtert traf er dann auch noch Rot, und dann war die Zeit um.
Halbfinals:
Pascal darf als Nächster sein Glück gegen Alain versuchen, doch dieser hat keine Lust auf etwas Neues. Er setzt zur vorgezogenen Kür an und wird erst nach 91 Punkten gestoppt, weil ihm die Zeit nicht reicht, um das lange Besteck hervorzuholen und das Century zu vervollständigen.
Der aufregendste Spektakel sollte aber im zweiten Halbfinal folgen. Martin Ruddy hatte seine selber ausgesprochene Ambition, Alain herauszufordern, mit mehreren guten Breaks unterstrichen. Dan Salzmann hingegen, Rückkehrer nach längerer Turnierpause, war vor allem durch spektakuläre Stösse, einige Flukes und nicht wenig Glück aufgefallen. Ungleicher hätte die Paarung kaum sein können. Und Martin legt auch gleich mal mit einem 28-er Break vor, versenkt dann aber die Weisse. Dan kann darauf jedoch nur 8 Punkte verbuchen. Danach kommen eine Weile lang beide nicht mehr vom Fleck. Dan schafft es als Erster, von einem Fehler des Gegners zu profitieren und gleicht auf 30:30 aus. Ein unnötiges Foul von Dan gibt Martin Ball-in-Hand, doch der verschiesst unerklärlich auf die Mitte. Dan verbucht weitere 14 Punkte, doch dann misslingt die Safety. Martin schafft aber nur 7 Punkte. Nach einer weiteren Roten von Dan folgt erneut eine Safety, und diesmal ist Martin leicht hinter Blau gesnookert. Er schafft es aber nicht nur, die letzte Rote zu treffen, sondern er locht sie sogar. Blau auf die Mitte ist der alles entscheidende Ball. Die letzten Sekunden werden schon heruntergezählt. Und die etwas zu dünn gespielte Blaue beendet die Ambitionen von Martin, während Dan nicht recht weiss, wie er diesen Match gewonnen hat.
Im Final ist aber ausgeflukt. Nach zwei schön gelochten Bällen ist fertig lustig. Von da an ist es fast nur noch Alain, der am Tisch steht. Nach einer 36 folgen weitere 14 Punkte. Ein kurzes Intermezzo von Dan (8), und dann besiegelt Alain mit 51 die Sache.
Dan kann es sich nicht verkneifen, noch einen Stoss auf Schwarz zu machen, und versenkt zum Abschluss prompt noch die Weisse.
Normalerweise mag man ja beim Snooker die Flukes nicht sonderlich, aber beim Shoot-Out wäre es für das Publikum direkt langweilig, ohne den dadurch verursachten Spektakel.
Video des Final-Tableaus
Ganz herzlichen Dank an das gesamte Team von Vetroz. Einmal mehr wurden die Spieler von Monique und Daniel Vergère hervorragend verköstigt. Grossen Dank an Alain und Joelle, die hauptverantwortlich Turnierleitung, Zeitmessung, usw. betreuten. Und danke allen, die als Schiedsrichter Einsätze leisteten. Und Applaus für die Zuschauer, die zur lustig-fröhlichen Atmosphäre beitrugen.
PS: Eine Notiz des Autors: Man verzeihe dem Vater, wenn er etwas viel von seinem Sohn schreibt. Gebe mir ja sonst stets grosse Mühe für ausgeglichene Berichterstattung zu sorgen. Diesmal hätte aber ohne Dan doch ein nicht geringer Teil des Spektakels gefehlt. Das nächste Mal gerne mit mehr Beteiligung weiterer "Spektakel-Spieler".
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