Eine abwechslungsreiche Saison mit drei verschiedenen QT-Siegern fand einen mehr als würdigen Abschluss, in welchem sich die Kontrahenten alles abforderten und für viel Spannung und Drama sorgten.
Nach der Qualifikation traten die besten 8 Spieler der Liga A zum Meisterschafts-Finalturnier an. Die Rangliste entsprach auch der Setzliste.
Viertelfinals:
Jonni Fulcher vs. Thomas Grendelmeier
Die Partie zwischen Nummer 1 und Nummer 8 war ziemlich einseitig. Am Anfang konnte Thomas noch etwas entgegenhalten. Sobald aber Jonni richtig warmgespielt war, liess er nichts mehr anbrennen, dominierte, erzielte fünf Breaks über 20 und brachte den Match mit einem klaren 5:0 ins Trockene.
Risto Väyrynen vs. Urs Freitag
Im ersten Frame erzielte Risto mit 73 Punkten gleich das Höchstbreak des Turniers. Danach konnte der Favorit Frame 2 und dank einem 45-er Break auch Frame 3 verbuchen. Danach kann Urs, unter anderem auch dank taktisch geschicktem Spiel, Frame 4 für sich verbuchen. Der fünfte Frame war wieder eine klare Sache für Risto, wenn auch ohne Break. Mit dem Rücken zur Wand wehrte sich Urs nach Kräften, aber das Einzige war er noch erreichte, war ein Frame mit sehr tiefer Punktzahl, welches aber trotzdem zugunsten von Risto ausging. 5:1
Alain Vergère vs. Neff Chatthong
Dieser Match verlief so ziemlich genau gleich wie die Partie zwischen Jonni und Thomas. In den ersten beiden Frames hielt Neff noch dagegen. Ein 66-er Break von Alain im dritten Frame brach den Widerstand. Drei weitere Breaks später stand das klare 5:0 zugunsten des Favoriten fest.
Kevin Wegmann vs. Daniel Meyer
Die beiden Spieler lagen auf der Rangliste am wenigsten weit auseinander, auf Platz 4 und 5. Trotzdem erwartete man nicht unbedingt eine Überraschung durch den Aufsteiger. Es entwickelt sich ein eher zähflüssiger Kampf. Daniel kann den ersten Frame klar für sich entscheiden. Kevin holt sich den zweiten Frame auf den letzten Drücker, nachdem sehr viele Rote ohne nachfolgende Farbe gelocht wurden. Nach diesem Aufbäumen wollte dem Favoriten nicht mehr viel gelingen. Daniel holte sich, wenn auch ohne allzu hohe Breaks, einen Frame um den anderen bis zum 1:5 Sieg.
Halbfinals:
Jonni Fulcher vs. Daniel Meyer
Der Start verläuft zögerlich, es werden viele Safeties gespielt. Langsam aber stetig zieht Jonni davon und rundet schlussendlich den deutlichen Framegewinn mit einem 28-er Break ab. Im zweiten Frame hält Daniel schon besser dagegen, der Frame geht aber trotzdem klar an Jonni. Das zweitbeste Break des Turniers, eine 71, bringt Jonni mit 3:0 in Führung. Der vierte Frame läuft wieder ähnlich wie der zweite. Daniel kann zwar einige Punkte verbuchen, aber das 4:0 kann er damit nicht verhindern. Nun stemmte sich Daniel erbittert gegen den Whitewash, führte mit 51:43. Er verschiesst Blau, hat aber Glück und snookert dabei den Gegner. Der kommt aber erfolgreich aus dem Snooker heraus. Wenige Stösse später flukt Jonni die Blaue, snookert aber sich selber hinter Schwarz. Zwar kommt er erfolgreich aus dem Snooker heraus, aber Daniel kann danach Pink zum Framegewinn lochen. Der Whitewash ist erfolgreich abgewendet. Daniel versucht, das Momentum zu nutzen, punktet auch, aber sein Gegner macht mehr aus seinen Chancen und zieht mit 5:1 in den Final ein.
Risto Väyrynen vs. Alain Vergère
Der Match zwischen zwei ebenbürtigen Gegner beginnt langsam. Beim Spiel auf die Endfarben ist immer noch Gleichstand. Nach mehreren Safeties verschiesst Risto Grün bei einem langen Lochversuch und lässt sie leicht lochbar liegen. Alain räumt ab bis Pink.
Auch der zweite Frame ist hart umkämpft. Beide Spieler begehen eher unübliche Lochfehler. Alain kann Grün bis Blau lochen, verschiesst aber Pink. Risto versenkt Pink und Schwarz zum Ausgleich.
Der dritte Frame beginnt mit Safeties hinter Schwarz, mit vielen Roten, die den Tisch hochlaufen. Alain gewinnt das Safety-Duell und legt mit 28 Punkten vor. Risto kämpft sich stetig zurück bis zum Gleichstand auf der letzten Roten. Risto kann einen tollen langen Einsteiger lochen, aber nicht davon profitieren. Etwas später kann er Braun lochen, verschiesst dann Blau und diese sucht sich den Weg diagonal über den ganzen Tisch in die gegenüberliegende Tasche. Pink ist Frameball, Risto verschiesst, und Alain holt sich den Frame.
In Frame 4 liegt Risto vorne. Alain legt einen knallharten Snooker an der kurzen Kopfbande. Der gerade Weg hin und zurück über die ganze Tischlänge ist von Blau blockiert. Risto versucht verschiedene Wege um die ebenfalls an der gleichen Bande liegende letzte Rote zu treffen. Mehrere Fehlversuche führen zum Gleichstand. Erst als Risto über 2 Banden mit Effet spielt, ist er im zweiten Anlauf erfolgreich, doch mittlerweile steht es 47:47. Etwas später, nach einigem taktischem Geplänkel kann Risto den Spiess umdrehen und seinerseits einen sehr guten Snooker legen. Zwischen Bande und Pink eingeklemmt, versucht Alain mehrmals vergeblich, Gelb zu treffen. Erst als er umstellt und quer über den Tisch spielt, gelingt es im zweiten Anlauf. Allerdings liegt er jetzt bereits 25 Punkte hinten mit noch 27 auf dem Tisch. Alain versucht, Gelb zu dünn zu treffen, spielt vorbei, und verschafft Risto ausser den Foulpunkten auch noch einen Freeball. Mehr als die zwei Zusatzpunkte werden aber nicht daraus. Alain gibt noch nicht auf, aber kurze Zeit später ist der Ausgleich Tatsache.
Nach dem Marathon-Frame legt Alain in einem viel flüssigeren fünften Frame dank einer 67-er Clearance wieder vor.
In Frame 6 führt Alain, als zuerst Risto mit einem Double die Braune locht. Alain hingegen misslingt das gleiche mit Blau, Risto räumt ab und gleicht erneut aus.
Der Unterwalliser lässt sich nicht beirren, legt mit 25 Punkten vor, verschiesst dann aber eine einfache Blaue vom Spot. Risto holt wieder auf, doch Alain kann, unterstützt von einem Fluke auf Gelb in die Mitteltasche, mit einer 59-er Clearance den Tisch abräumen.
Frame 8 ist wiederum sehr umkämpft. Zuletzt liegen Pink und Schwarz je vor einer gegenüberliegenden Ecktasche. Nach einem längeren Schlagabtausch misslingt Risto eine Safety, via drei Banden rollt Blau um den Tisch und schleicht sich knapp an Schwarz vorbei in die Tasche. Pink und Schwarz sind nur noch Formsache und es kommt zum Decider.
Alain kriegt die erste Chance und legt mit einem 48-er Break vor. Risto kommt in mehreren kleinen Aufnahmen auch bis auf 35 Punkte, doch bei noch einer Roten und mit allen Farben auf den Spots gelingt Alain eine saubere 33-er Clearance und damit der Einzug in den Final.
Final:
Jonni Fulcher vs. Alain Vergère
Im ersten Frame führt Alain bereits hoch. Jonni kämpft noch weiter, obwohl er auf der letzten Roten bereits drei Snooker benötigt. Ohne Erfolg.
Auch der zweite Frame geht klar an Alain. Trotz dem über 5 Stunden dauernden Halbfinal ist er immer noch gut im Fluss.
Im dritten Frame dreht Alain einen Rückstand von 55 Punkten, zuerst dank einem schönen 50-er Break, und nach einem Safety-Fehler von Jonni mit weiteren 18 Punkten, und führt bereits mit 0:3.
Natürlich gibt der zähe Schotte nicht so schnell auf. Er holt seinerseits mit klarem Resultat den nächsten Frame und kann danach mit Frame 5 auf 2:3 verkürzen.
In Frame 6 kann Jonni mit einem 35-er Break vorlegen. Alain zwingt Jonni mit einer sehr guten Safety zum Fehler und erzielt ein 56-er Break. Jonni braucht bereits drei Snooker. Er kämpft und legt mehrmals einen guten Snooker. Er holt damit zwar 5 Foulpunkte, für mehr reicht es aber nicht. Jonni locht Grün, Alain flukt Braun. Jonni ist gezwungen, die im Tascheneinlauf liegen gebliebene Blaue zu lochen. Der Versuch, mit Pink die Schwarze von der Bande zu lösen misslingt gründlich. Es steht 2:4 für Alain.
Ein 33-er Break bringt Alain mit 59:9 in Führung, doch dann verschiesst er die drittletzte Rote, notabene den Frame-, Match- und Championship-Ball auf die Mitteltasche. Ein etwas unnötiges In-Off von Alain bringt Jonni 4 Punkte ein. Etwas später locht Alain mit einem tollen langen Ball die Frameball-Rote doch noch, wenn auch ohne Farbe. Jonni braucht einen Snooker. Er locht die letzten beiden Roten mit jeweils Schwarz, holt dann 4 Foulpunkte und kann somit wieder ausgleichen. Nach längerem Geplänkel locht Jonni auch Gelb.
Schon seit einiger Zeit sind auch die letzten Anwesenden von der Bar näher gerückt um dem Drama mäuschenstill zu folgen.
Alle möchten nach Hause, nur Jonni hat immer noch etwas dagegen.
Fehler von Alain, Jonni locht Grün bis Blau. Alain verschiesst eine schwierige Pink auf die Mitte. Nach einer ungenügenden Safety von Alain kann Jonni Pink und Schwarz zum 60:60 Gleichstand lochen.
Das Drama nimmt weiter seinen Lauf, Jonni locht die zusätzliche Schwarze.
Die fortgeschrittene Zeit zwingt zu einer Planänderung. Es gibt eine Pause mit der Siegerehrung für Liga B und Jugend.
Weiter geht es. Wer behält die Nerven. Jonni nutzt das Momentum und legt mit einer guten 38 vor. Alain ist nach dem Nackenschlag in Frame 7 noch gezeichnet. Er versucht es, aber die Müdigkeit nach fast 11 Stunden Spiel ist ihm anzusehen. Jonni gleicht aus zum 4:4. Der Decider muss entscheiden.
Beim Stand von 31:18 für Jonni legt dieser einen Snooker hinter Braun. Drei Fehlversuche bringen Jonni weiter in Führung, doch dann begeht er einen Fehler, lässt einen Einsteiger liegen und es folgt ein 17-er Break von Alain. Nach einem Safety-Duell legt Alain einen richtig deftigen Snooker hinter Braun und Grün (Foto links), direkt an der Seitenbande. Drei Fehlversuche von Jonni, um die letzte Rote zu treffen bringen Alain in Führung. Kurz darauf locht Jonni die Rote und legt seinerseits einen Snooker hinter Braun. Alain trifft zwar Gelb im ersten Versuch, lässt sie aber lochbar liegen. Jonni versenkt Gelb und legt erneut einen Snooker hinter Braun (Foto rechts). Alain verfehlt und noch schlimmer, er legt Weiss perfekt hin für Grün. Jonni locht sie und auch Braun, hat dann aber eine schwierige lange Blaue vor sich. Soll er den Matchball angreifen oder nicht? Die Alternativen überzeugen ihn noch weniger. Er wagt es und seine Nerven halten. Blau fällt. Bei nur einem Snooker gibt Alain natürlich noch nicht auf. Doch bereits beim ersten Stoss gibt es einen Double-Kiss auf Pink. Jonni schafft es aber nicht, sie ganz dünn zu lochen. Alain will Pink auch nur sehr dünn spielen, ist aber zu wenig präzise und Weiss rauscht um Pink herum ohne diese zu berühren. Welch ein Drama, mit dem besseren Ende für Jonni, der damit seinen vierten Meistertitel (nach 2004, 2017 und 2018) holt.
Natürlich war Alain sehr enttäuscht. Nach weit über 11 Stunden (Halbfinal und Final zusammen), war er nur eine einzige Kugel von seinem ersten Titel entfernt. Diese Leistung gegen die Nummern 1 und 2 der Rangliste ist ausserordentlich. Er darf das Positive mitnehmen, und wenn er das schafft, wird er auch in der nächsten Saison zu den Titelanwärtern gehören.
Hoffentlich wird dann Corona nicht mehr ständiger Begleiter sein, so dass auch der Abschluss mit Apéro und Siegerehrungen etwas festlicher ausfallen wird.
Herzlichen Dank nochmals an Daniel Holliger und den Kiss-Shot-Klub für die Durchführung der Meisterschaften.
Ein ganz besonderer Dank geht an das Schiedsrichterteam. Jeder von ihnen stand viele Stunden konzentriert an einem der Tische und ermöglichte mit seiner Fachkompetenz erst das richtige Turnier-Feeling. Manfred Leumann und Mike Wapf wurden von ihren beiden deutschen Kollegen Ingo Schmidt und Eric Amberg unterstützt. Es wäre ganz toll, wenn sich mehr Leute in einem Kurs zum Schiedsrichter ausbilden lassen würden. Aktuell haben wir viel zu wenige fähige Schiedsrichter in der Schweiz, um es zumindest bei allen grösseren Turnieren im Finaltableau den Spielern zu ersparen, sich neben dem Spielen auch noch auf Schiedsrichteraufgaben zu konzentrieren.
Melde dich doch an, sobald der nächste Ausbildungskurs für Schiedsrichter oder auch schon nur der nächste Regelkundekurs ausgeschrieben wird.
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